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Straßenbau bedroht 200.000 in Pakistan

In der 8-Millionen-Metropole Karachi bedroht der Bau einer Stadtautobahn entlang des Flussbetts des Lyari bis zu 200.000 Menschen mit dem Verlust ihrer Wohnungen und Geschäfte. lyari nadi

Schon vor dem geplanten Baubeginn waren für das 5 Milliarden Rupien (85 Mio. $) teure Prestigeprojekt etwa 1.900 Häuser und zahlreiche Werkstätten abgerissen worden. Bei ihrer Realisierung wird die Schnellstraße eine 16 km lange Spur der Verwüstung durch die aufrunde der Umweltbelastungen in der Altsstadt entstandenen Vorstädte ziehen. Nach offiziellen Angaben sollen ihr insgesamt etwa 13.500 Wohneinheiten, über 1.300 Ladenlokale und Werkstätten und fast 60 Moscheen zum Opfer fallen. Die Bewohner, die noch größere Zerstörungen befürchten, wehren sich verzweifelt. Prominente Experten bestätigen ihnen, dass das Bauvorhaben nicht geeignet ist, die Verkehrs- und Umweltprobleme der Stadt zu lösen, sondern eher zu einer Verschlimmerung führen wird. Das Vorhaben widerspricht nicht nur internationalen Abkommen, sondern auch pakistanischem Recht, u.a. fehlt ihm die gesetzlich vorgeschriebene Umweltverträglichkeitsprüfung.

Ein Bündnis von über vierzig lokalen Vereinen hat bereits vier einstweilige Verfügungen gegen den Bau erwirkt. Dennoch wurden die Räumungen und Abrissarbeiten stets nach wenigen Tagen wieder aufgenommen. Dabei mobilisierte die Regierung - vor dem Hintergrund der Konflikte in Afghanistan und Kaschmir - Tausende Armeeeinheiten und Paramilitär zur Demonstration ihrer Macht mobilisiert.

Kosten und Nutzen des monströsen Infrastrukturprojekts sind äußerst ungleich verteilt. Die von der Räumung bedrohten Familien sollen mit einem Bruchteil des heutigen Grundstückswerts abgefunden werden und ein knapp 70 m² großes Stück Land außerhalb der Stadt (ohne Wasser, Strom und Entsorgung!) als Kompensation erhalten. Dagegen versprechen die im Rahmen von Neubauvorhaben entlang der Schnellstraße geplanten 1,5 Millionen m² Nutzfläche einen Verkaufserlös von 450 Mio. $.

Nach zahlreichen örtlichen und internationalen Protesten verschob Präsident Musharaf den für den 23. März 2002 vorgesehene Projektstart. Bei Redaktionsschluss waren seitdem auch keine Räumungen und Zerstörungen mehr erfolgt. Die lokalen Bewohnerorganisationen werten dies als einen Erfolg der großen internationalen Solidarität und hoffen, dass es jetzt zu ernsthaften Verhandlungen mit Regierung und Stadtverwaltung kommt.

 

 

Weitere Informationen: http://www.achr.net/

 



Asian Coalition of Housing Rights